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Polarlicht über Calden/Nordhessen am Abend des 05.11.2023

14.11.2023, 11:29, von Dietmar Gutermut


Dietmar Gutermut hat die Polarlichter letzte Woche von Calden aus fotografieren können. Dazu schreibt er:

Polarlichter über Deutschland sind vergleichsweise seltene Ereignisse, doch bei hoher Aktivität der Sonne ist es durchaus möglich, diese selbst in gemäßigten Breiten zu beobachten.
Polarlichter entstehen dann, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in der Hochatmosphäre der Erde treffen und diese ionisieren. Die Elektronen werden dabei auf ein höheres Energieniveau gehoben und fallen kurze Zeit später wieder auf ihr ursprüngliches Niveau zurück. Die dabei freiwerdende Energie wird in Form von Licht abgegeben (Fluoreszenz). Abhängig von der Dichte der Atome und der Rückfallzeit, beobachtet man hauptsächlich zwei Farben: 557,7nm (grünes Licht) oder 630,3nm bzw. 636,3nm (rotes Licht).
Abhängig von der Höhe und damit der Dichte der Atmosphäre, entstehen die Leuchterscheinungen im grünen Licht in einer Höhe zwischen 100km und 200km, während das rote Leuchten oberhalb 200km stattfindet. Das ist auch der Grund dafür, das wir von Deutschland aus nur rote Polarlichter sehen können. Die Grünen befinden sich, aufgrund der Erdkrümmung, unterhalb unseres Horizonts.
Grundsätzlich sind Polarlichter recht schwer exakt vorherzusagen und somit ist eine Beobachtungsplanung im Vorfeld nur eingeschränkt möglich. Gab es einen massiven Ausbruch auf der Sonne, so wird das Plasma - der sogenannte Sonnenwind - die Erde mit einer Geschwindigkeit von 500km/s bis 800km/s in ca. 2 bis 3 Tagen erreichen und die Polarlichtwahrscheinlichkeit steigt an.
Eine recht informative Seite zu diesem Thema mit Angabe der Wahrscheinlichkeit einer Sichtung über Deutschland ist unter folgendem Link zu erreichen:
www.polarlicht-vorhersage.de/
Über diese Seite und Beobachtungsmeldungen in diversen Astroforen bin ich am Abend des 05.11.2023 aufmerksam geworden. Leider war das Wetter in großen Teilen Deutschlands, so auch an meinem Wohnort in Calden, äußerst ungünstig für eine erfolgreiche Beobachtung. Starke Bewölkung und dazu ein kräftiger Wind machten wenig Hoffnung. Ich habe mich dennoch mit meiner Kamera auf die Lauer gelegt und gehofft, das gerade dieser Wind auch einmal ein größeres Wolkenloch entstehen lassen könnte. Immer wieder habe ich das Wolkenradar angeschaut und Testbelichtungen gemacht. Diese sind sehr wichtig, da die Kamera wesentlich sensitiver auf das rote Licht reagiert als das Auge. So konnte ich gegen 21:00 Uhr bereits ein schwaches Glimmen in einer Wolkenlücke in nordwestlicher Richtung aufzeichnen. Leider zog sich der Himmel danach wieder komplett zu und es war wieder Warten angesagt. Kurz nach 23:00 Uhr wurde ich dann doch noch für meine Ausdauer belohnt. Zwar war der Himmel in der entscheidenden Phase nicht komplett wolkenfrei, doch das rotleuchtende Polarlicht zeigte sich großflächig im Vordergrund des Sternenhimmels. Die Intensität ließ schon bald wieder nach und auch die Wolkendecke schloss sich wieder komplett. Das Wolkenradar versprach noch einmal eine gewisse Chance für die Zeit nach Mitternacht.
Tatsächlich klarte der Nordwesthimmel noch einmal auf, aber von einem Polarlicht war nichts mehr zu sehen. Gegen 2:00 Uhr habe ich dann aufgegeben und bin zufrieden über meinen Beobachtungserfolg zu Bett gegangen.

Dietmar Gutermuth
Distant Horizon Observatory, Calden


Aufnahmedaten:
Kamera: Pentax K-3III
Objektiv: Pentax FA*1,8/31mm limited @ F=1,8
Belichtungszeit: 4 Sekunden bei ISO 6400
Aufnahmezeit: 05.11.2023, 23:16 MEZ



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